Andere Politik | » Ein Schildbürgerstreich in der Eifel
Am 10.12.2012 stand auf der Tagesordnung der Kreistagssitzung auch der TOP: Reaktivierung der Eifelquerbahn.
Nach ausgiebiger und teilweise erregter Debatte wurde mit 19 gegen 16 Stimmen bei einer Enthaltung der Beschluss gefasst, den Landrat nicht zu beauftragen, „… für eine Reaktivierung der Eifelquerbahn zu stimmen“. Damit wird nicht nur dem Landkreis, der am meisten von diesem Projekt profitieren würde, die Möglichkeit genommen, sich aktiv für die Wieder-in-Betrieb-Nahme einsetzen. Der Landrat wird auch noch gegen seine Kollegen aus den beiden Nachbarkreisen positioniert, die sich beiden vehement für eine Reaktivierung aussprechen.
Die ursprünglich vorhandene Einigkeit, eine Wiederaufnahme des regulären ÖPNV auf der Strecke von Gerolstein nach Kaisersesch (und damit weiter nach Andernach, dieser Abschnitt wird bereits bedient) zerbrach, als ein neues Gutachten die bisherigen Kosten für die Wieder-in-Betrieb-Nahme von 20 auf 40 Mio. € hoch setzte (s.a. Kreistagsvorlage II_813). Dabei ist nach wie vor weitgehend ungeklärt, wie diese horrende Kostensteigerung zustande kam. Ein Info-Gespräch fand am 19.11.2012 in Koblenz ohne Teilnahme des Planungsbüros statt, das das 2. Gutachten erstellt hatte.
Unstrittig ist ebenfalls, dass der aktuelle Güterzug- und vor allem der sehr erfolgreiche Tourismusbetrieb durch diese Entscheidung gefährdet ist. Wie zur Bestätigung, kündigte Vulkaneifel-Betriebsgesellschaft (VEB), die seit zwölf Jahren an Wochenenden, Feiertagen und in Ferien Fahrten auf der Bahnstrecke zwischen Gerolstein und Kaisersesch (Teilstück der sogenannten Eifelquerbahn) veranstaltet, an, das Angebot für das kommende Jahr nicht mehr zu verlängern.
Dabei hat die Bahn durchaus eine Perspektive, vor allem im Zusammenhang mit dem anstehenden und von den Regierungsparteien gezeichnet neuen Mobilitätskonzept für Rheinland-Pfalz. Hierin spielt die Bahn eine tragende Rolle, vom Ausbau und einer Elektrifizierung der Eifelbahn Trier – Köln ist z.B. die Rede. In dieses Konzept wurde eine Bahnverbindung aus dem Herzen der Eifel an den Rhein passen, mit Zügen durchgehend geführt nach Bonn, Koblenz und ggf. an die ICE-Trasse nach Montabaur. Ein Fahrzeit von Gerolstein bis Koblenz (rund 100 km) von knapp zwei Stunde wäre eine Voraussetzung zur Annahme durch Reisende. Mit Neitech-Fahrzeugen neuer Bauart, „Schnellzüge“ mit wenigen Stopps könnten dies erreichen, ohne gravierende Millionenbeträge in einen Ausbau der Strecke zu stecken. Daneben bieten Schülerverkehre zu den höheren Schulen und Berufsschulen in Mayen in Gerolstein gute Auslastung. In Daun wäre eine Anbindung an das Schulzentrum und umgekehrt von dem Stadtzentrum erforderlich.
Daneben würde erfahrungsgemäß der Tourismus in Richtung Eifel, vor allem natürlich für die an der Strecke liegenden Orte, deutlich zunehmen. Der weiter aufrecht zu erhaltenden Betrieb mit Altfahrzeugen und Dampfloks schafft zusätzliche Attraktivität und zieht Gäste von anderen „Reiseziele für Bahnfreunde“ ab in die Eifel. Ereignisse wie das Dampfspektakel im April 2010 zog Tausende von Gästen in die Eifel, teilweise sogar aus Übersee … All dies ist verloren, wenn die Eifelquerbahn verschwindet! Die Millionen aus Landessteuermittel fließen in andere Regionen mit klügeren Lokalpolitiker des Landes ab. Der von den Gegnern der Reaktivierung so vollmundig gepriesene heimische Busverkehr sieht davon keinen einzigen Cent!
Karl-W. Koch, Mehren
Der Autor ist Kreistagsmitglied für Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Vulkaneifel und nebenberuflich Fachbuchautor zum Thema „Schienenverkehr weltweit“