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Zukunft des Autos?

Ein ausführlicher Beitrag in der Süddeutschen Zeitung vom Montag (22.07.0211) beschäftigt sich mit der „Suche nach der Auto (!!)-Mobilität von Morgen:

Die EU will bis 2050 den CO2 Ausstoß um 80% reduzieren. Der Autobestand dann hochgerechnet wird etwa 273 Mio. Fahrzeuge (50 Mio. mehr als heute) betragen. Eine McKinsey Studie sieht in dem Verkehrssektor sogar eine Reduzierung von 95% vor. Bei Otto- und Dieselmotoren haben – laut McKinsey – nur ein Einsparpotential von bis zu 30%. Allerdings wird für 2021 immer noch ein Anteil an Benzin- und Dieselfahrzeugen von 80 bis 85% vorhergesagt. Die Verfügbarkeit von Biotreibstoffen wird als „limitiert“ eingeschätzt.Die weitergehenden, mittlerweile breit diskutierten Probleme (Stichwort „Tank oder Teller“) werden völlig ignoriert. Ausführlicheres finden sich in dem Arbeitspapier von mir zu dem Thema hier und in dem daraus resultierenden Beschluss der bündnisgrünen Bundesarbeitsgemeinschaft “Energie” hier.

Das Zeitalter der „Antriebsmonokultur“ geht zu Ende. Danach wird es 2050 einen Mix aus reinen E-Autos, Plug-In Hybriden und Brennstoffzellenfahrzeugen geben. E-Autos mit reinem Batteriebetrieb werden wohl nur im städtischen Verkehr eine wesentliche Rolle spielen.“ Die Alternative, hier (innerstädtisch) völlig auf den individuellen Autoverkehr verzichten zu können, ist offenbar keiner Überlegung wert.

Je nach Rohölpreisentwicklung wird der reine Verbrennungsmotor in der Bedeutungslosigkeit versinken. Die Autos werden zudem flacher, windschnittiger und vor allem leichter.“

Weiter wird angenommen, „…dass sich das reine E-Auto vor allem in den Städten durchsetzt, bzw. auf der Langstrecke die Brennstoffzelle. Allerdings projiziert die Studie über die nächsten 10 Jahre nur einen verschwindend geringen Teil der Fahrzeuge als Antrieb mit Brennstoffzelle. Als großes Handicap wird bei den reinen E-Autos die Speicherfähigkeit der Batterie und ihre Kosten genannt.“ Völlig verschwiegen wird in dem Artikel die heute schon erkennbare Knappheit bzw. durch die hohen Förderkosten schwer zu beschaffenden an bzw. von Lithium und den sog. „Seltenen Erden“. Beides ist sowohl für Batterien wie für Brennstoffzellen erforderlich. Nach marktwirtschaftlichen Überlegungen müsste der Preis aufgrund der stark erhöhten Nachfrage sogar ansteigen und nicht geringer werden.

Ein nicht unwesentliches Problem bei der Brennstoffzelle-Technologie zeigt die (hier führende) Firma Linde mit der Einschätzung, mit 1.000 Wasserstofftankstellen wäre der deutsche Markt abzudecken. Zur Zeit gibt es etwa 30.

Weiterhin werden als Gegenstrategien „flachere, leichtere und windschnittigere“ Autos propagiert.

Das Fazit des Artikel: „E-Autos für die Städte, Brennstoffzelle für die Langstrecke“ greift viel zu kurz. Zwar wird darauf hingewiesen, dass (sinngemäß) „ … das Brennstoffzellenauto zum Nullemissionsfahrzeug wird, wenn der Wasserstoff aus regenerativen Quellen stammt“. Dass dieser regenerative Wasserstoff heute schon aus Wind- und PV-Überschuss-Strom stammen könnte, verfügbar ist und z.B. ins Erdgasnetz eingespeist werden könnte und so die heute schon vorhandenen Erdgas-Verbrennungsmotor-Fahrzeuge betreiben könnte, wird übersehen. Auch ließe sich mit heutiger Technik daraus Methan herstellen („Methanisierung“, „Windgas“) und dieses natürlich erst recht ins Erdgasnetz einspeisen. Erdgastankstellen gibt es immerhin heute schon 870! Über alternative Verkehrskonzept oder gar Verkehrsvermeidung wird überhaupt nicht nachgedacht, die ließ aber schon der Titel nicht erwarten.

(Karl-W. Koch, Hillesheim, kwkoch@gmx.de, Quelle: „Alles geht, alles muss“, SZ vom 22.08.2011)

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