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Mogelpackung Ökostrom?

Wechseln, aber richtig!

Eine Vorbemerkung: Der Strom, der beim Kunden physikalisch ankommt, ist für die Bewertung als Ökostrom ohne Bedeutung, da nach den Regeln der Physik der Strom immer aus dem Kraftwerk kommt, das dem Verbraucher am nächsten ist. Entscheidend ist, welcher Strom ins Netz eingespeist wird!

Hauptsache Ökostrom, egal bei welchem Anbieter? Der gekaufte Strom kommt doch auf jeden Fall auf jeden Fall auf CO2-neutraler Stromgewinnung wie Wasser, Wind, Solar? DENKFEHLER! Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag: Ein sogenannter Ökostromanbieter ist ein Tochterunternehmen eines der großen Energieriesen, nennen wir ihn der Einfachkeithalber mal „DSS“, den donauschwäbischen Strommacher. Die DSS investieren also, weil es Zuschüsse gibt und eine hohe Einspeisevergütung, auch mal hier und da in ein Windrad oder eine Photovoltaik-Anlage. Einige Wasserkraftwerke hatten sie seit Jahrzehnten in Betrieb. Dann kam vor wenigen Jahren, als die Nachfrage nach Ökostrom boomte, ein genialer Manager auf die noch genialere Idee, man könne doch diese Ökofuzzis schön „abfischen“. Weil, wenn die schon Geld gegen gutes Gewissen loswerden wollen, warum dann nicht bei uns? Gefragt, getan, schon war die Ökostromtochter DSS-SS AG, die  donauschwäbische Strommacher – SauberStrom AG gegründet.

Der bisherige Strommix im Konzern stellte sich zuvor wie folgt dar: 50% Kohle und Braunkohle, 40% Atom, 7% Wasserkraft, 2% Wind und 1% Solar. Daraus wurden – Ratzfatz – 55,6%  Kohle und Braunkohle sowie 44,4% Atom in der Muttergesellschaft für 90% des bisherigen Stromes sowie 70% Wasserkraft, 20% Windenergie und 10% Solarstrom in der DSS-SS für die restlichen 10%. Die Dummies, die den „normalen“ Strom kaufen, juckt es nicht und die anderen bekommen reinen, feinen Ökostrom. Geändert hat sich am Strommix des Konzerns Nullokommanix, der Ökostrom wird teurer verkauft, der Mutterkonzern freut sich über die Mehreinnahmen und kann herrlich z.B. in neue Kohlekraftwerke investieren.

Daher gibt es zwei Kriterien, will sich Otto Normalverbraucher informieren, ob der neue Anbieter wirklich ökologisch korrekt ist:

  1. Gibt es Verflechtungen zu den Großkonzernen und/oder zu Kohle-, Öl-, Gas- oder Atomverstromern? Ist die Muttergesellschaft einer der Energieriesen, gibt es Beteiligungen vergleichbarer Firmen? Sind Gesellschaften beteiligt, die ihrerseits an Kohle- oder Atomkraftwerken beteiligt sind?

Zugegeben etwas mühsam, aber mit ein wenig Internetrecherche machbar. Nehmen wir mal die Nr. 1 der aktuelle Verivox-Liste (Öko-Stromanbieter), Stand 9.5.2010: „PrioNatur 12“ eine Tochter der Extrastrom GmbH. Googeln wir als mal „Extrastrom GmbH“: erster Treffer ist „Hitstrom“: „HitStrom ist ein Produkt der ExtraStrom GmbH.“ (http://www.hitstrom.de/service-center/faq.html). Schauen wir also mal nach: „Hitstrom Strom Herkunft“:

Da die Strom Belieferung erst Ende 2009 gestartet ist liegen noch keine Erfahrungswerte vor. Hitstrom selbst gibt folgende prognostizierte Werte für 2009 an: Laut der Prognose erfolgt die Stromgewinnung zu 55 Prozent aus fossilen und sonstigen Energieträgern, zu 21 Prozent aus Kernkraft und zu 21,0 Prozent aus erneuerbare Energien.
(Quelle : http://www.kwh-preis.de/stromanbieter/hitstrom).

Uuuups, das klingt, als wäre man gerade der oben geschilderten Anleitung gefolgt…

Schauen wir nochmal bei „Energiegut – Hallo Natur“, einem Ökostromanbieter aus dem Mittelfeld: Beim 2. Klick landet man auf: https://www.energiegut.de/daten_und_fakten/#c1574 und liest:

Die energieGUT GmbH wurde im Jahr 2001 gegründet. Die energieGUT GmbH ist ein Zusammenschluss von Stadtwerken, regionalen Anbietern und der Trianel.

Da schrillen bei Fachleuten die Alarm-Glocken … Trianel kennt man in der Branche, die bauen Kohlekraftwerke: Lünen (im Bau) und Krefeld-Uerdingen (in der Planung).

So kann man/frau jetzt alle Ökostromanbieter durcharbeiten, oder man/frau beschränkt auf die bekannten weißen Westen der Branchen. Das sind nach meinem Stand ganze Vier: Naturstrom, Lichtblick, EWS (Elektrizitätswerke Schönau) und Greenpeace Energy, allesamt nicht verschwägert oder verbandelt mit irgendeinem Kohle- oder Atomstromproduzenten, auch nicht über 100 Ecken. Diese Ökostromanbieter zeichnen sich durch das 2. notwendige Kritierium aus, dass allerdings im Vergleich zum 1. auch bei anderen zu finden sein wird:

  1. Investiert der Ökostromanbieter in erneuerbare Energien?

Die oben Genannten machen dies. Bei EWS liest sich das wie folgt: „Jede Kilowattstunde Schönauer Stroms enthält den so genannten Schönauer Sonnencent, mit dem ein „Fördertopf“ gespeist wird.

http://www.ews-schoenau.de/fileadmin/content/documents/sauberer_Strom/Kundenfoerderung/ews_foerder_bhkw.pdf

Weitere Infos:
http://www.greenpeace.de/themen/energie/presseerklaerungen/artikel/atom_und_kohlestrom_als_oeko_strom_umdeklariert/

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